CampusSource Online-Workshop 25.02.2021
Hochschul-IT in Corona-Zeiten
- Erfahrungen – Probleme – Lösungen -
Bericht und Vorträge
Ein Jahr COVID 19 und es gibt immer noch "kleine" Überraschungen: Im Januar 2021 kommen ausgefeilte Schutzkonzepte in die Schublade und alle Klausuren und Prüfungen sollen online stattfinden. Im Wintersemester mussten neue Studierende in die Hochschulabläufe eingeführt werden, ohne dass sie ihre Kommiliton*innen kennenlernen oder einen Hörsaal samt Professor*in in Präsenz sehen konnten. Die sozialen Aspekte gewannen in den letzten Monaten auch an den Hochschulen an Bedeutung. Neben den Themen der Impulsvorträge gab es somit einige potenzielle Austauschpunkte – auch diesmal waren die drei Stunden wieder zu kurz.
Teil II unseres "Hochschul-IT in Corona Zeiten" Workshops ist begleitet von der Fragestellung, wie sehr uns COVID noch im SS 21 und im WS 21/22 beschäftigen wird und was wir aus den letzten beiden Semestern gelernt haben.
Die Impulsvorträge gaben Einsicht in
- Kontaktnachverfolgungsapps
- Optimierung von Videokonferenzsystemen, die das online Lehren und Lernen unterstützen
- Social Learning Environments – generell ein wichtiger Aspekt, hinzu kommt das "Onboarding" der Erstsemester in Corona-Zeiten als Handlungsfeld - "hier müssen wir was tun"
Ergänzt wurden diese Impulsvorträge durch die rege Beteiligung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bezüglich
- Klausuren/Prüfungen und
- Kommunikationsplattformen
Kontaktnachverfolgung - Dr. Thorsten Ludewig, Rechenzentrum Ostfalia Hochschule & Arne von Irmer, ITMC Technische Universität Dortmund
→ Folien von Dr. Thorsten Ludewig [ .pdf - 8,61 MB ]
Die Apps sind ein wichtiges "must have" trotz ihrer aktuell relativ geringen Nutzung aufgrund der Campus-Verbote. Sobald die Hochschulen wieder für den Publikumsverkehr geöffnet werden, werden sie aber ein wesentlicher Baustein der Pandemieeindämmung sein.
Einige Kurzzitate aus dem Publikum zu diesem Thema:
- Nutzen wir auch (Smartcard-Reader) - wurde auch sehr gut angenommen
- Wir haben auch eine QR-Code-Lösung (auf Raumebene). Es gab von Mitarbeitern den Einwand, dass sie ihr privates Handy nicht nutzen wollen.
- Bei uns gibt es nur Essen, wenn der Check-In an der Ausgabe nachgewiesen wird.
- Wer hat denn tatsächlich viele Anfragen von Gesundheitsämtern erhalten? - Bei uns waren es weniger als 10
- Bei uns wird der Nutzer der Kontaktnachverfolgungs-App um 23:59 Uhr zwangsausgeloggt.
Die Lösung von der Ostfalia Hochschule ist Open Source und wird von einigen anderen Hochschulen ebenso eingesetzt. Eine Lösung wie Luca oder DarfIchRein gab es zum Zeitpunkt der o.g. Entwicklungen noch nicht.
Online-Learning Support mit der Open Source Software Big Blue Button - Dr. Thorsten Ludewig, Rechenzentrum Ostfalia Hochschule
→ Folien von Dr. Thorsten Ludewig [ .pdf - 8,61 MB ]
Die Ostfalia hat aufgrund der Kooperation mit einem Automobilhersteller eine strenge Datenschutzauslegung und daher kommen derzeit nur Open Source Systeme in Frage. Die aktuelle "Berliner Datenschutzampel" zur Verwendung von Videokonferenzdiensten unterstreicht diesen Ansatz.
Die Ostfalia ist letztes Jahr im März sowohl mit Big Blue Button (BBB) als auch Jitsi gleichberechtigt gestartet, das Nutzungsverhalten der Mitglieder der Hochschule hat dann aber die Richtung vorgegeben: BBB Systeme wurden im Hochschulverbund der Ostfalia stark ausgebaut. Vor allem im Lehr- und Lernkontext gab es eine große Nachfrage aufgrund der guten Moodle und Stud.IP Integration. Jitsi wird "mal eben für Meetings" genutzt. BBB hat den Fokus nicht auf "Videokonferenzsystem", sondern auf der erweiterten Online Lehre. Die unverbindliche Empfehlung für die Obergrenze der Teilnehmeranzahl für die BBB Systeme der Ostfalia liegt derzeit bei 150 Teilnehmern.
Einige Ausschnitte aus der Diskussion:
Frage: Wie viele Nutzer können gleichzeitig zugreifen? Gehen auch Veranstaltungen mit über 200 Nutzern?
Antwort: Ja, das größte Meeting bei uns waren 274 Teilnehmer
Frage: Sind die BBB Server virtualisiert?
Antwort: Ja, Details finden sich in der Dokumentation auf den CampusSource Webseiten
Frage: Wie viel Nutzer können gleichzeitig mit Video und Mikro beitreten?
Antwort: Wir hatten schon einmal 48
Frage: Wird es auch die Möglichkeit geben, einfacher Whiteboard-Ergebnisse zu sichern (geht aktuell ja nur per Screenshot)?
Antwort: Dies ist eine der geplanten Weiterentwicklungen und soll ab April 2021 zur Verfügung stehen
Hinweis: Zur Weiterentwicklung von BBB hat der ZKI e.V. einen Rahmenvertrag mit der Entwicklerfirma Blind Side Networks ausgehandelt, siehe auch http://www.campussource.de/events/e2102corona/info.html
Kurzzitate:
- Zumindest im Browser sind meine Erfahrungen mit Zoom gar nicht so gut, BBB läuft da viel runder
- Meine Erfahrungen mit externen Systemen sind auch so. Keins kann im Browser mithalten, alle punkten mit der eigenen App. Ich bräuchte inzwischen bestimmt 5 davon.
- Wer Probleme mit der Bandbreite hat, kann auch unter den Einstellungen den Datensparmodus ausprobieren. Zur Info: ich hab aktuell ca. 1,5 bis 1,9 MBit/s ankommende Daten. Ausgehend sind es keine 100 kBit/s.
- Die rechtlichen Probleme muss die Politik klären. Ich will nur vernünftige Technik (und bitte nicht im Browser, das ist ja total unpraktisch).
- Ich will keine App. Alles im Browser. App ist ja total unpraktisch.
- Die Lehrenden sagen klar: gebt uns mehr BBB!
- BBB e.V. in Vorbereitung
Social Learning Environment (SLE) "Spaces" - Dr. Elisabeth Kaliva, Digital Open Learning Lab, Technische Hochschule Köln
→ Folien von Dr. Elisabeth Kaliva [ .pdf - 315 MB ]
Das Projekt "Spaces" ergänzt LMS Systeme um SLE Komponenten. Der Prototyp wurde mit Moodle kombiniert, das Produktivsystem am Standort Köln ist in ILIAS integriert. Spaces basiert auf der Open Source Software WordPress. Es gibt schon einige Kooperationspartner, weitere sind willkommen. Spaces soll demnächst als Open Source zur Verfügung stehen.
In der Diskussion wurden Erfahrungen zu Kommunikationsplattformen ausgetauscht:
- Wissen alle was »Wonder« ist? Das ist ein Video-Chat, bei dem man, ähnlich wie im echten Leben, nicht mit allen gleichzeitig spricht. Wie sieht es bei wonder.me mit Datenschutz aus? Gilt das gleiche wie bei Zoom etc. oder? EUGH-Urteil Schrems2 verbietet uns "eigentlich" die Verwendung...
- https://workadventu.re/ ist open source
- https://hubs.mozilla.com: Mit Mozilla Hubs haben wird eine Veranstaltung mit 130 Teilnehmern durchgeführt. Die "immersive Experience" war super - allerdings fangen die Browser an zu schwitzen (alles in JavaScript modelliert...)
- https://gather.town, bis zu 1500 Nutzer möglich, 7 Redner möglich, Beispiele für Tagung.
Kurzzitate:
- Spaces ist also eine Art Service-Portal über die vielen Applikationen hinweg? Eine Auflösung der Grenzen, insbesondere zwischen Lehre und Verwaltung halte ich für sehr wichtig
- Zu Spaces: Ich hab ein deutliches "Haben-wollen"-Gefühl
- Eine Konsolidierung auf z.B. bestimmte Kommunikations-Apps ist kaum zu erwarten. Gerade Studierende werden immer wieder neue individuelle Systeme verwenden, diese Heterogenität ist Kern von Weiterentwicklung
- Es gibt Bridges für Rocketchat und Mattermost und ...
Diskussionspunkt "Klausuren in Corona-Zeiten"
Wie haben Sie das gelöst? Online statt Präsenz? Welche Systeme kamen zum Einsatz?
- Viel Moodle-Onlineklausuren von zu Hause aus, LPLUS als extra Prüfungssystem, dieses on demand auch von extern aus nutzbar oder in Einzelfällen in Präsenz mit SafeExamBrowser + mündliche Prüfungen über BBB/Webex
- Überwachung per Zoom "von hinten"
- Als Online-Tool haben wir EvaExam eingeführt. Dazu Take Home Klausuren. Über Stud.IP, über Online-Speicher und mündlich per Videokonferenz
- Open Book Klausuren
- Eidesstattliche Erklärung, und (!) keine Closed Book Klausuren, kein reines Abfragen von Wissen mehr - wir haben alle (!) Prüfungen im WS online durchgeführt.
- Wir haben Open Book Klausuren geschrieben, die etwas anspruchsvoller waren. Der Notendurchschnitt war ähnlich dem der Präsenzklausuren.
- Bei uns hat sich - sehr interessant - bei vielen Lehrenden aus der Beschäftigung mit Open vs. Closed Book die Einsicht ergeben, dass man auch die Lehre dann konsequenter Weise anpassen muss. Mehr Kompetenzorientierung, mehr Zusammenarbeit, mehr Interdisziplinarität. Da kommt ein großer Zug auf uns zu.